Schwimmen lernen
Lil: Feli. Du, Feli.
Ich stand heute vor deinem Fenster. Das wird jetzt peinlich, aber du weißt, dass ich immer alles aussprechen muss, was mir in den Kopf kommt. Also. Ich war da. Ich wollte Hallo sagen. Der Tür. Nicht dir. Ich weiß, ich darf das nicht.
Ich habe hoch geguckt und mir eingebildet, du sitzt auf deiner Fensterbank und schaust zu mir runter, deine Füße baumeln, deine Hand winkt und ich kriege Angst, das ist doch gefährlich aus dem vierten Stock und ich gehe schnell weg, habe Angst, dass du runterfällst wegen mir und komme dann schnell wieder und stell mich ganz nah an die Tür, so dass du mich nicht sehen kannst von da oben.
Ich wollte Hallo sagen.
Hallo.
Du schöne Tür.
Ich muss bescheuert ausgesehen haben, ich stand vor der Tür und ein Postmann hat mich angerempelt, wahrscheinlich dachte er, ich bin eine Verrückte, ist einfach durch mich durchgegangen mit einem Eilbrief nach oben. Ich wollte zuerst ihm nach und dann dachte ich – Natürlich nicht. Dann stehe ich eben vor der anderen Tür. Vor deiner Wohnungstür. Und am besten kommt dein Mann raus.
Ich stelle mir deine Wohnung vor. Es muss warm sein. Hier unten auf der Straße, ich friere trotz Sommer, ich meine, ist doch Sommer jetzt oder wie, und stelle mir vor, wie sonnig und warm deine Wohnung ist und wie warm deine Haut und warum ich dich nicht küssen darf, nie mehr küssen darf, einfach Wange wie eine gute Freundin, was ist schon dabei.
Ich würde dir gerne meine Zähne da lassen, du kannst sie mir wieder mitbringen, wenn wir uns sehen, damit sie mich nicht so irritieren mit ihrem Klappern, wenn du nicht da bist.
Ich weiß, dass ich wegrenne, wieder wegrenne, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich das Gefühl, du läufst vor mir weg. So habe ich dich schon immer gesehen, einen Punkt, der sich von mir entfernt. Kannst du nicht bleiben?
Gewesen
Feli: Wo bist du gewesen?
Pep: Na wo hier.
Feli: Verarsch mich nicht. Ich riech das doch.
Pep: Was riechst du?
Feli: Parfüm.
Pep: Was für ein Quatsch.
Feli: Damenparfüm.
Pep: Sag mal, bist du eifersüchtig?
Feli: Was? Nein!
Pep: Lagst du den ganzen Tag im Bett und warst eifersüchtig?
Feli: Du kannst machen, was du willst.
Pep: Ich will mit dir ficken.
Feli: Hast du nicht schon genug für heute?
Pep: Ich will mit dir ficken.
Feli: Fass mich nicht an, ich will schlafen jetzt.
Pep: Seit wann bist du eifersüchtig, habe ich was falsch gemacht?
Feli: Ich habe auf dich gewartet. Seit Stunden habe ich hier gelegen und auf dich gewartet.
Pep: Das wusste ich nicht.
Feli: Wir waren doch verabredet.
Pep: Ich glaube, wir sollten Kinder haben.
Feli: Fick dich.
Pep: Im Ernst, ich werde nie wieder eine Frau finden, die mich so schön hassen wird.
Feli: Fick doch eine von deinen Huren und gib den Kindern schöne Namen.
Pep: Ich will, dass du mit mir weggehst.
Feli: Vielleicht brauche ich auch einfach Pause von dir.
Pep: Dann fahr alleine. Du musst dich bewegen. Das geht nicht. Das geht nicht, dass du den ganzen Tag im Bett rumliegst und nichts machst. Das ist nicht gut für dich.
Feli: Wieso ist das nicht gut für mich? Ich fühl mich super.
Pep: Fahr alleine und wenn du wiederkommst, sitze ich hier und warte auf dich. Du musst dich bewegen.
Feli: Das will ich nicht. Ich will nicht, dass du hier rumsitzt und auf mich wartest.
Pep: Was willst du? Hast du eine Ahnung, was du willst.
Feli: Im Bett liegen und auf dich warten ist okay.
Pep: Du hast mir nie gesagt, dass du mich vermisst.
Feli: Vielleicht weil ich es nicht tue.
Pep: Ich finde deine Vogelperspektive witzig.
Feli: Witzig.
Pep: Ich geh jetzt duschen. Und danach machen wir Kinder.
Feli: Oder ich erhänge mich.
Pep: Oder mich. Wie du willst. Lass uns was zusammen machen.